LISSI UND DER WILDE KAISER

85 MinutenKino Alte MühleFilm
BRD 2007, Buch & Regie: Michael Bully Herbig, mit den Stimmen von M.B.Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Lotte Ledl, Waldemar Kobus, Badesalz u.a.

Es gibt jetzt noch mehr gute Gründe für einen gemütlichen Besuch in Ihrem KINO ALTE MÜHLE! Wenn Sie sich jetzt entschließen zu zweit , statt alleine, zu uns zu kommen, zahlen Sie nur 10.- statt 11.- €** \ *. Sie sparen also bei Ihrem Besuch zu zweit einen ganzen Euro ! Und die persönliche Atmosphäre und das reizvolles Filmprogramm zu attraktive n Eintrittspreise**n gibts gratis dazu!


Lissi und Kaiser Franz. Ein wunderbares Paar in einer wunderbaren Welt. Eine Welt der Harmonie, des Einklangs - um nicht zu sagen: des Gleichklangs. Alles ist in bester Ordnung. Genug Geldscheine zum Verheizen und reichlich Schokoladenkugeln zum Golfen. Selbstverständlich wird ab und zu auch ein bisserl regiert und ordentlich herumflaniert.

Doch von einer Sekunde zur nächsten verdüstern Wolken den immerblauen Himmel über Schloss Schöngrün: Kaiserin Lissi wird Opfer einer Entführung! Umgehend nimmt der tapfere Franzl in Begleitung des Feldmarschalls und der kaiserlichen Frau Mama die Verfolgung des Kidnappers und seines Opfers auf. Anfänglich tappen sie im Dunkeln, doch schon bald stoßen sie auf Fragmente einer Botschaft, die Lissi unbemerkt auf dem Weg zurücklassen konnte. Ihr Inhalt, soweit er sich rekonstruieren lässt, bedeutet einen Schock für Franz!

Doch statt zu resignieren, reagiert der Kaiser seinem Naturell entsprechend: wild! Eine Jagd beginnt, die nicht einmal an der Landesgrenze halt macht, sondern bis tief nach Bayern führt. Und die ihren Höhepunkt im actiongeladenen Finale von „Lissi und der wilde Kaiser“ erlebt.


* = gilt nur für reguläre Einzelvorstellungen; zzgl. eventuell fälliger Überlängenaufschlag; Nicht zusätzlich anrechenbar auf schon preisreduzierte Sondervorstellungen wie Doublefeature oder Esskultur&Spar u.a.


Michael „Bully“ Herbigs „Lissi und der wilde Kaiser“ verliert sich nicht in Walzerseligkeit, sondern zeigt das Leben der berühmtesten Kaiserin wie es vielleicht unter Umständen mit höchster Wahrscheinlichkeit gewesen sein könnte!

Sie wollen noch mehr erfahren? Kein Problem, lesen Sie auch folgendes Interview, das Michael Bully Herbig anlässlich der Präsentation seines neuesten Films gab:

Hast Du Dich bei Deinen früheren Filmen einmal zu oft über die Schauspieler geärgert? Oder wie sonst kam es zu der Idee, „Lissi und der wilde Kaiser“ als _ Animationsfilm zu drehen? _

Naja, nach dem demokratisch gewählten Film „(T)Rraumschiff Surprise – Periode 1“ haben mich immer wieder Leute angesprochen und gesagt: „Mei, die Lissi hätten wir aber auch sehr gern gesehen!“ Und ich dachte nur, mit fast 40 kann ich mich doch nicht mehr in dieses enge Sissi-Kostüm zwängen und diese Perücke aufsetzen, die sich wie ein Klotz Beton auf dem Kopf anfühlt. Ein Drehtag mit dem Ding ist die Hölle!

Aus diesem Grund kam ich dann auf die Idee, endlich den Animationsfilm zu machen, den ich seit gut 30 Jahren im Kopf hatte. Mein erster Film, den ich mit ungefähr 10 begonnen habe, sollte nämlich ein Animationsfilm werden. Ich habe mich damals in den Ferien auch wirklich hingesetzt, während draußen die Sonne schien und die anderen Kinder Fußball spielten, und habe begonnen, die ersten Bilder zu malen. Bis ich dann feststellte, dass man für eine Sekunde Film 24 Bilder braucht und mir auch irgendwann die Stifte ausgegangen sind. Deshalb habe ich das Projekt damals für rund 30 Jahre auf Eis gelegt. Jetzt wird dieser Traum wahr. Und gleichzeitig habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ich habe meinen Animationsfilm und die Leute bekommen „Lissi“, ohne dass ich mit der Perücke kämpfen muss.

Damit können wir also den bösen Verdacht entkräften, Du wolltest ganz einfach Liebesszenen mit Christian Tramitz vermeiden?

Natürlich werden die Leute nach jedem denkbaren Grund fragen, warum ich die Lissi nicht leibhaftig gespielt habe. Für einen kurzen Sketch im Fernsehen hätte ich mir das vielleicht auch noch mal vorstellen können. Aber für einen großen Film auf der großen Leinwand mit schönen Bildern und großen Gefühlen...? Da kann ich in der Rolle einer schönen Frau einfach nicht überzeugen! Und natürlich hatte ich auch Angst vor einer Kussszene mit Christian Tramitz. Das hätten die Leute auch nicht wirklich gern gesehen. Die meisten, zumindest... .

Wann entstand die Idee zu „Lissi“, wie viel Arbeits- und Lebenszeit steckt in diesem Projekt?

Die Idee entstand 2004 als, wie gesagt, die Leute meinten, sie würden auch Lissi gern noch als Film sehen. Genau genommen kam sie mir eines Morgens unter der Dusche und ich habe sofort mit mir selbst entschieden: So machen wir’s! Im Büro habe ich dann gleich alle zusammengetrommelt und gesagt: Ich weiß jetzt, was wir als nächstes machen. Sissi, als Animationsfilm. Da gab’s dann erstmal betretenes Schweigen und diese leicht mitleidig-fragenden Blicke. Die berechtigte Frage war, was Sissi denn 90 Minuten lang machen sollte. Die konnte ja schlecht die ganze Zeit mit Franz im Park herumlaufen. Ich hab" dann nachgedacht, welche durchgeknallten Charaktere es in der „bullyparade“ und in „Bully & Rick“ noch gab und mir fiel ganz schnell der Yeti ein. Von diesem Moment an war schon mal klar: Die Sissi wird vom Yeti entführt – und wir hatten unseren Plot.

Bis dahin ging es ganz schnell, der Rest war etwas langwieriger. Mein Co-Autor Alfons Biedermann und ich haben uns dann hingesetzt und haben bis Ende 2004 das Drehbuch geschrieben. Anfang 2005 bin ich schließlich in die Produktion eingestiegen.

Basis des Films sind die kurzen Sissi-Sketche aus der „bullyparade“. Wie macht man daraus einen Spielfilm, ohne dass er am Ende eine simple Aneinanderreihung komischer Momente ist?

Während wir an dem Drehbuch gearbeitet haben, mussten wir uns immer wieder daran erinnern, dass wir ja einen Animationsfilm machen wollen und man sich deshalb auch dieser Technik bedienen sollte. Heißt: Wir konnten ein bisschen cartooniger werden. Die Figuren können sich viel schneller bewegen, sie können ganz andere Grimassen ziehen, können sich ganz anders verbiegen. Kein realer Schauspieler – und schon gar nicht Rick Kavanian – könnte beispielsweise längere Zeit in einem 90 Grad Winkel verharren. Wenn man sich das permanent vor dem geistigen Auge vorstellt, kommt man relativ zügig voran.

Auf der anderen Seite wollte ich nicht einfach einen Cartoon-Film machen, sondern eben auch eine Hommage an die Sissi-Filme der 60er Jahre. Deshalb war es mir auch enorm wichtig, dass wir uns an dem Look dieser Filme orientieren, auch wenn wir einen Animationsfilm machen. Bei den Farben beispielsweise, den Kameraeinstellungen und auch den Kamerafahrten. Du kannst ja bei Animationsfilmen mit der Kamera alles machen, sogar durch die Nase in den Kopf fliegen und beim Ohr wieder raus – die Frage ist dann aber, ob das für deinen Film ein Gewinn ist. Wir haben die Möglichkeiten genutzt, wenn es der Geschichte diente. Aber im Grunde sind Einstellungen und Fahrten den realen Sissi-Filmen nachempfunden.

Lissi und Franz sind jedem vertraut, der einmal die „bullyparade“ gesehen hat. Ein paar andere Figuren im Film aber sind sicher nur Bully-Fans der allerersten Stunde bekannt. Welche sind das, was gibt es über die zu erzählen?

Die ersten Figuren, die ich mir überhaupt je ausgedacht habe und von denen ich ganz sicher nicht dachte, dass sie es jemals auf die Kinoleinwand schaffen würden, waren Ignaz Huber und Franz Schwaiger. Damals waren das die Bayern-Cops, die „Männer von Isar 3“ in einer Hörfunkserie von 1992. Davon habe ich ungefähr 800 Folgen geschrieben und dann mit Rick in der Rolle des Schwaiger gesprochen, später kam noch Christian Tramitz als Walter Wanninger dazu. Ignaz Huber und Franz Schwaiger sind quasi der Urknall von Ignaz und Schwaiger in „Lissi und der wilde Kaiser“ und es freut mich wahnsinnig, dass sie im hohen Alter und nach fast 15 Jahren Pause den großen Sprung vom Radio auf die Leinwand geschafft haben.

Die Charaktere im Film brauchen natürlich auch eine Stimme. Wie bist Du auf die Richtigen gekommen, wie castet man beispielsweise einen Yeti?

Bei Lissi, Franz und dem Feldmarschall war es relativ simpel. Die waren ja quasi schon besetzt. Beim Yeti war es etwas anderes. Als die Figur dann auch optisch Gestalt annahm, haben wir lange überlegt, wer darauf passen könnte. Dann horcht man monatelang überall nur noch auf Stimmen. Ich habe ferngesehen, bin ins Kino gegangen... – und habe trotzdem nirgends meinen Yeti gehört. Irgendwann saß ich dann bei der Verleihung des Comedy-Preises – es muss 2005 gewesen sein – und sah auf der Bühne Waldemar Kobus wieder, den ich beim „(T)Rraumschiff“ schon für eine ganz kleine Rolle als Ritter besetzt hatte. Neben mir saß Rick und ich hab" nur gesagt: „Guck mal, das ist er!“ Ich habe ihn an dem Abend noch angesprochen und er hat sofort zugesagt, weil er immer schon Lust auf einen Animationsfilm hatte. Ich glaube, mit der Zeit ist der Waldemar dann auch so ein bisschen zum Yeti geworden. Besonders mit den mächtigen Koteletten, die er neuerdings trägt.

Für die Kaiserin Mutter haben wir Gott sei Dank Lotte Ledl gefunden, die ein echter Glücksgriff war. Außerdem war es ganz einfach ein Ritterschlag für den Film, dass eine große Theaterschauspielerin aus Wien diesen Part übernommen hat. Ansonsten haben wir fast alle Rollen selbst übernommen. Christian spricht den Franz und den Schwiegerpapa. Rick spricht den Feldmarschall, König Bussi von Bayern und den Schwaiger. Und ich habe Lissi, Ignaz und den Falthauser übernommen. Einiges, was sonst noch so übrig war, habe ich dann wieder Rick sprechen lassen. Rick ist so was wie die Allzweckwaffe. Der kann alles. Du stellst ihm jemand hin, lässt den einen Satz sprechen und dann kann Rick ihn imitieren. Wenn mir nichts mehr einfällt, rufe ich ihn an und sage: „Mach mir einen russischen Eiskunstläufer“. Und er macht das, einfach so. Rick hätte auch ein Eichhörnchen sprechen können, wenn wir denn eins gebraucht hätten. Oder Igel, Autos, Schuhe... – Rick spricht einfach alles.

Amerikanische Animationsfilme haben in der Regel ein 100-Millionen-Dollar-Budget. Du hattest für Deinen Film etwas weniger zur Verfügung – kann er sich trotzdem an großen Hollywood-Produktionen messen?

Das ist eine Frage, die ich selbst ganz schwer beantworten kann. Animationsfilme aus Hollywood sind natürlich wahnsinnig aufwändig gestaltet, mit gigantischen Budgets. Da ist alles animiert, da bewegt sich das Gras im Wind... – manchmal sieht man erst auf den dritten Blick, wo das Geld geblieben ist. Natürlich hat man den Ehrgeiz, auch mit einem kleinen Budget da mitzuhalten. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass letztlich die Geschichte und der Humor die entscheidendere Rolle spielen und ich denke, dass man sich deshalb in unseren Film prima reinziehen lassen kann. Das schönste Kompliment bisher kam von einem Kollegen, der nach fünf Minuten meinte: ich habe völlig vergessen, dass ich in einem Animationsfilm bin. Offensichtlich scheint die Idee aufzugehen, die Figuren stimmig zu gestalten, ihnen Aufgaben und Probleme mit auf den Weg zu geben.

Wo liegen für einen Regisseur die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Real- und einem Animationsfilm?

Der entscheidendste Unterschied: Regisseur eines Animationsfilms zu sein ist ein sehr einsamer Job! Du stehst nicht mit Team und Schauspielern im Studio oder irgendwo im Freien am Set und probst und drehst. Stattdessen sitzt du zuerst mal vor einer sehr großen Gruppe von Computer-Spezialisten und erklärst ihnen, was du gerne hättest. Das sind allesamt hochbegabte Künstler, die beispielsweise Kleider und Haare bewegen können oder dir ein Set gestalten. Du kannst ja nicht in den Fundus gehen und sagen: Ich brauche mal einen Sessel. Das musste alles erst gezeichnet, dann im Computer nachgebaut und anschließend bearbeitet werden. Das ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Ich glaube, nach einem Jahr hatte ich mein virtuelles Set im Computer. Jetzt kannst du die Figuren hinein stellen und erst dann geht das eigentliche Inszenieren und Spielen los. Man bestimmt Kamerafahrten und Brennweiten. Das ist am Anfang ein sehr, sehr zäher Prozess und etwa anderthalb Jahre lang habe ich gedacht: Das wird nie fertig! Doch danach ging es richtig schnell. Dann kamen die Leute, die die Kleider und Frisuren simuliert haben und ein Kameramann, mit dem die Ausleuchtung der einzelnen Szenen bestimmt wurde ... – das alles hat insgesamt fast drei Jahre gedauert. Und damit haben wir den zweiten großen Unterschied: Als Regisseur brauchst du immer viel Geduld. Aber bei einem Animationsfilm noch unendlich viel mehr, als bei einem Realfilm!

Wie hast Du diese Geduld aufgebracht? Bei einem Realfilm sieht man die Muster eines Drehtags meist schon am Tag danach... .

Mehr noch! Bei einem Realfilm weißt du letztlich schon am Ende des Drehtags, welche Bilder du hast und kannst sie abends im Bett gedanklich schon mal zusammen schneiden. Und wenn eine Einstellung nicht gelungen ist, kannst du sie immer noch kurzfristig nachdrehen. Hier wartest du fast zwei Jahre darauf, den Film in einer frühen Fassung sehen zu können. Hast dann aber auch bereits 80 Prozent deines Budgets verpulvert und deshalb ein echtes Problem, wenn die Bilder nicht aussehen, wie du es dir vorgestellt hattest. Entsprechend glücklich bin ich natürlich, dass „Lissi und der wilde Kaiser“ so geworden ist, wie er ist.

Da wir gerade noch einmal beim Stichwort Budget sind: Wie oft musste der Produzent Bully dem Regisseur und Autor Bully eine schöne Idee ausreden, weil sie schlicht und einfach zu teuer geworden wäre?

Eigentlich gar nicht so oft. Nicht etwa, weil wir keine schönen teuren Ideen hatten. Sondern weil wir bereits im Vorfeld abgeklärt haben, wie viele Figuren wir uns „leisten“ können und was sie dürfen, oder auch nicht dürfen. Beispielsweise dürfen sie nicht in die Tasche greifen, weil das Animieren solcher Details sehr aufwändig ist. Sie dürfen sich auch nicht die Haare raufen oder kämmen, eine Figur mit Fell, wie unser Yeti, ist unheimlich aufwendig ... – also im Grunde ganz viele kleine Dinge. Wenn man diese Dinge nicht beachten würde, bräuchte man für die Umsetzung so viel Rechnerkapazität, dass man wahrscheinlich die NASA beschäftigen müsste. Das haben wir also schon so weit es ging bei der Entwicklung berücksichtigt. Trotzdem passiert es dir immer noch, dass du den Animatoren etwas vorspielst, was du wahnsinnig komisch findest. Und siehst dann eine Gruppe Menschen, die einfach nur kollektiv den Kopf schütteln. In solchen Momenten kannst du nur ganz schnell sagen: Okay, wir machen es anders.

Gab es zwischendrin Momente in denen Du das mulmige Gefühl hattest, Dir etwas zu viel vorgenommen zu haben?

Nein, so weit ging es nicht. Es war zwar immer aufregend und spannend, aber ich konnte mich auch ganz prima motivieren, wenn ich etwas Neues zu sehen bekam. Als die Storyboards endlich fertig waren, beispielsweise, und damit der erste große Schritt geschafft war. Oder als nach einem halben Jahr das Characterdesign beendet war und diese Tonfiguren, die so genannten Maquettes vor mir standen.

Ganz nebenbei: Der Film hatte ursprünglich den Codenamen „Die Kugel“. Hatte der irgendeine Bedeutung?

Nee, ich denke mir immer Decknamen für Filme aus damit die Leute nicht gleich wissen, woran man arbeitet. Deckname für „Schuh des Manitu“ war „Der Berg“, „(T)Rraumschiff Surprise“ war „Der Kreis“, jetzt „Die Kugel“.... – langsam gehen mir die Codenamen aus. Vielleicht mache ich als nächstes „Die Brotkiste“, das wäre auch noch ein schöner Deckname. Zumal die Branche angesichts zweier Substantive im Code dann sicher munkeln würde, dass ich an einem Zweiteiler arbeite.

Auch wenn die Dame in deinem Film – wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen – „Lissi“ heißt geht es einmal mehr um die österreichische Kaiserin Sissi...

Gleich eine Korrektur! Die Kaiserin Elisabeth hat ihre Briefe immer mit „Lissi“ unterschrieben. Nur war das L so schön geschwungen, dass alle ein S daraus gelesen haben. Damit sind wir also der Wahrheit ein ganzes Stück näher gerückt.

Da sind wir schon bei der ersten historischen Ungenauigkeit, die es zu korrigieren gilt. Mit welchen weiteren räumt Dein Film auf?

Die „Sissi“-Filme aus den 60ern waren typische Heile-Welt-Filme. Taucht man ein bisschen in die Historie ein, ist man deshalb ganz schnell zutiefst schockiert. Das war ja nicht immer alles so sauber und heil! Also ich könnte jetzt Dinge erzählen... – aber lieber nicht, dann verliert das seinen Charme und man bekommt Angst. Gerade auch vor Kaiser Franz. Aber ich glaube, die Abgründe will gar keiner sehen. Niemand will zu Weihnachten sehen, wie die Sissi nach Hause kommt und sagt: Hey, ich habe Syphilis. Und auch wenn unser Film ein ganzes Stück ehrlicher ist, ist er eben doch ein Film für Weihnachten. Einfach deshalb, weil es mein heimlicher Wunsch ist, dass jedes Jahr zu Weihnachten „Lissi und der wilde Kaiser“ läuft.

Zumindest in einem Punkt aber ist Dein Film schonungslos: In den alten Filmen wird schon beim ersten zarten Kuss schamhaft abgeblendet. In „Lissi und der wilde Kaiser“ dagegen geht es bei Kaisers richtig zur Sache... .

Ich habe extra ein paar Kussszenen eingebaut, weil ich finde, dass so etwas zum großen Kino gehört. Ich habe dabei schon an die ganz großen Filmküsse gedacht, wie in „Vom Winde verweht“, „Titanic“, oder auch „Flipper“. Wir haben da schon einige sehr schöne Szenen – und spätestens bei denen werden die Leute auch verstehen, warum ich die Lissi nicht selbst gespielt habe. Lissi macht Dinge in diesem Film, die ich gar nicht machen kann. Und wenn ich es könnte, würde es unvorteilhaft aussehen!

Das macht jetzt neugierig. Was genau meinst Du?

Nicht missverstehen! Ich meine eher so die figurbetonten Kleider, bei denen um die Hüften alles rausquellen würde, wenn ich sie tragen würde. Auf hohen Schuhen gehen kann ich auch nicht. Ich hätte mich da im Film doubeln lassen müssen … wahrscheinlich von Rick.

Sind die alten Sissi-Filme für Dich großes Kino, oder großer Trash?

Ich finde, sie sind wirklich großes Kino! Sie werden zwar heute oft als Trash gesehen, aber das ist grundfalsch. Dazu ist allein schon ihre Ausstattung viel zu aufwändig. Würdest du das heute auf diese Weise produzieren wollen, wären die Filme kaum zu finanzieren. Die haben so viele Komparsen, so viele Locations, alles ist bunt und mächtig und aufgeblasen. Sie waren zu Recht so erfolgreich und ich finde, sie sind ein Stück Kinogeschichte.

Welche Stilelemente hast Du aus ihnen übernommen?

Als wir den Look für unseren Film entwickelt haben, habe ich gesagt: Die Leute müssen sofort das Gefühl bekommen, einen Sissi-Film zu sehen. Das hängt – für die meisten sicher unbewusst – mit Farben zusammen. Mit Kameraeinstellungen, mit der Inszenierung. Das Publikum soll vergessen, dass es einen Animationsfilm sieht. Natürlich ist auch ein Stück Fantasy dabei, aber im Vordergrund steht die Welt der Lissi. Dafür stehen Namen wie „Schloss Schöngrün“ oder „Schloss Neuzahnstein“, Freischwimmer, die sich im Wald verstecken. Oder die abtrünnigen Nudisten, die gemeinsam mit den Partisanen transpirieren!

Wir haben natürlich auch alle anderen am Film Beteiligten gefragt, aber gerade deshalb ist Deine eigene Einschätzung interessant: Wie leicht oder schwer ist es, mit Dir zu arbeiten? Bist Du eher der Waldorf-Regisseur, oder doch ziemlich autoritär?

Es ist extrem schwer, sich selbst zu beurteilen. Was ich sagen kann: Ich will Spaß haben bei der Arbeit, ganz egal, ob Real- oder Animationsfilm. Und ich hoffe immer, dass das für andere ansteckend ist. Dummerweise muss es eben immer einen geben der sagt, wie es gemacht wird. Man kommt nicht weiter, wenn man ständig fragt: „Du, ist das okay, wenn du jetzt von rechts nach links durchs Bild gehst?“. Spätestens wenn die Sonne am Set langsam untergeht, sagt man: „Kannst du bitte etwas schneller von rechts nach links gehen!“. Aber das ist nicht diktatorisch und ich versuche es beim Realfilm immer so hinzukriegen, dass am Set noch Zeit für Improvisation bleibt. Beim Animationsfilm hast du das Glück, über einen Zeitraum von zwei Jahren immer noch daran feilen zu können. Zumindest, wenn es um Details geht wie die Frage, wie weit jemand eine Augenbraue hochzieht oder wie schnell sich ein Charakter durchs Bild bewegt.

„Lissi und der wilde Kaiser“ ist der dritte Film mit Figuren aus der „bullyparade“. Taugen noch weitere für einen Spielfilm, oder ist dieser Film für Dich auch so etwas wie der Abschluss eines Kapitels?

Für mich ist dieser Film der optimale Abschluss der bullyparaden-Phase. Die „bullyparade“ ging 1997 das erste Mal on Air, jetzt haben wir 2007. Zehn Jahre sind seitdem vergangen und wir haben die drei prominentesten Themen ins Kino gebracht. Ein Jahrzehnt, eine Trilogie... – schon, als wir mit „Lissi“ begonnen haben, habe ich mich bereits darauf gefreut, bald meine eigene Trilogie im DVD-Regal zu haben! Da kann ich dann mein Leben lang drauf gucken. Und darum geht es doch: Man sollte immer ein wenig stolz sein können auf das, was man gemacht hat.

            

Termine & Tickets

Preise: 5,50 € / 4,50 ermäßigt

Donnerstag
06.Dez. 200718:30 Uhr
Freitag
07.Dez. 200718:30 Uhr
Samstag
08.Dez. 200719:30 Uhr
Sonntag
09.Dez. 200717:30 Uhr
Montag
10.Dez. 200718:30 Uhr
Dienstag
11.Dez. 200718:30 Uhr