Der Schwabe. Wie er wurde, was er ist (Foto: Christoph Hellhake)

2013_GS_Ulrich Kienzle und die Frotzler | Gottes schönste Gabe

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Gottes schönste Gabe

 

Der Schwabe. Wie er wurde, was er ist.

 

Die Bühnenglosse zur Zeitenwende in Baden-Württemberg: Ulrich Kienzle begibt sich auf einen historischen Exkurs. Tief dringt er vor in die Geschichte, forscht dort nach den Wurzeln des schwäbischen Charakters – und findet erstaunliche Erklärungen, wie kommen konnte, was geschah. „Wer sind wir?“, fragt er sich. „Wo kommen wir her? Was sind die Wurzeln unserer Macken?“ Mit „wir“ meint er sich. Und seine Landsleute, also die Schwaben.

 

Gemeinsam mit den „ Frotzlern“ präsentiert er ein intelligent-heiteres Pro-gramm, zerlegt die schwäbische Stammesseele humorvoll und unblutig. „Ein rarer Glücksfall, wie Bobbi Fischer, Veit und Gregor Hübner in Kienzles Schwabenprogramm eingebunden sind. Und sie beherrschen Schwäbisch, mit feinen Differenzierungen, nie überdreht, nicht die Spur jener Gaudianer, die meinen, sie müssten württem-bergische Folklore auch außerhalb der Landesgrenzen repräsentieren.“ (Schwäbische Zeitung)

 

Kienzle ist geistreich, subtil giftig, und so wundervoll respektlos gegen jede politische oder klerikale Grenzziehung. Was für eine brillante Analyse des schwäbischen Pietismus! Und er trägt sie mit sardonischem Schmunzeln vor. Er beschäftigt sich mit dem Trink- und dem Sexualverhalten der Schwaben – und dann, das Gros der Kabarettisten in den Schatten stellend, zieht er politische Schlüsse. Wie er Zusammenhänge herstellt, die schwäbische Politik von Späth, über Teufel, Öttinger und Mappus bis zu Kretschmann analysiert und kommentiert und wie er, unterstützt von seinen drei virtuosen Mitstreitern, rappt und singt und Pointe an Pointe setzt, das löst Begeisterungstürme aus. Kein Auge bleibt trocken.

 

Informativ, witzig, intelligent. Ein Abend, weit jenseits  der geläufigen „Schwabenfolklore“. Weitgehend auf hochdeutsch.

 

 

Ulrich Kienzle

 

Noch Fragen, Kienzle? Diese Frage seines Partners Bodo Hauser im ZDF-Magazin „Frontal“ machte aus dem Top-Journalisten eine TV-Legende. Ulrich Kienzle begann seine Fernsehkarriere in Stuttgart. Er war zunächst Leiter der SDR-„Abendschau“ und berichtete später im Auftrag des Stuttgarter Senders für die ARD aus dem Nahen Osten. Er war Korrespondent im südlichen Afrika und von 1980 bis 1990 war er Chefredakteur Fernsehen bei Radio Bremen. Bis 1993 leitete er die ZDF-Hauptredaktion Außenpolitik, moderierte das ZDF- „auslandsjournal“ – und nachdem er längst, zusammen mit seinem „rechten Gegenpart“ Bodo Hauser, Leitung und Moderation des Magazins „Frontal“ übernommen hatte, war er der letzte westliche Journalist, der Saddam Hussein interviewte.

 

Ulrich Kienzle polarisiert. Als er noch Chefredakteur bei Radio Bremen war, endete eine ARD-Konferenz weinselig und damit, dass sein bayerischer Kollege Wolf Feller wütend eine Flasche Trollinger nach ihm warf. Die Flasche verfehlte ihr Ziel. Sie zerschellte an der Wand hinter Kienzle und die Schlagzeile am nächsten Tag lautete: „Chefredakteure bewerfen sich mit Rotwein.“ Kienzle zur „Süddeutschen Zeitung“: „Geworfen hat aber nur der Feller. Ich werfe nie mit Trollinger.“

 

Schon früh hat er dabei sein kabarettistisches Talent unter Beweis gestellt: für den SDR hat er vor vierzig Jahren die Figur des „Bruddlers“ erfunden – und ihr mit seinen intelligenten, hintersinnig-witzigen Texten seine schwäbische Seele eingehaucht. Damals eine unvergessene Paraderolle für den Stuttgarter Schauspieler Werner Veidt.

Jetzt steht er selbst auf den Brettern. Meistens allerdings sitzt er. Wie seine Pointen.  

 

In Kooperation mit dem Rotary Club Bad Vilbel

 

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23.Juni 201311:00 Uhr