Foto: Dennis Yenmez

2013_GS_Jan Costin Wagner liest "Licht in einem dunklen Haus"

BurgfestspieleTheater

Kimmo Joentaa auf der Suche – nach einer unbekannten Toten, einer namenlosen Geliebten und einem Mörder,  der sympathischer ist als seine Opfer

 

Der Mord an einer ohnehin todgeweihten Frau stellt die Polizei im finnischen Turku gleich vor mehrere Rätsel: Wer dringt in ein Krankenhaus ein, um eine Komapatientin zu töten? Und was ist das für ein Mörder, der auf dem Bettlaken des Opfers eine einzige Spur hinterlässt – eine Substanz, die die Kriminaltechnik nach kurzem Zweifel als Tränenflüssigkeit identifiziert.

Kimmo Joentaa und seine Kollegen von der Mordkommission in Turku finden weder ein Motiv noch eine Spur. Aber Joentaa ist auch nicht ganz bei der Sache – denn erst vor Kurzem ist seine neue Freundin Larissa so unvermutet verschwunden, wie sie dereinst in sein Leben getreten war. Sie war einfach nicht mehr da. Ihr Mofa war weg, ihren Schlüssel ließ sie einfach in der Wohnung zurück. Kein Abschiedsbrief, kein Anruf – nichts.

Kimmo hatte sie einst auf dem Revier getroffen, unvermutet war sie später am selben Tag bei ihm daheim aufgetaucht. Er weiß über sie nicht viel, nicht einmal ihren richtigen Namen – nur, dass sie für ihn einfach die Richtige ist. Wie ein Lichtstrahl trat sie in sein Leben, das vorher im Schatten der Trauer um seine an Krebs verstorbene Frau lag. Er weiß, was Larissa gerne isst, und dass sie als Prostituierte gearbeitet hat – und dass der Polizeichef von Turku wohl einst Kunde bei ihr war. Jetzt ist sie verschwunden. Ihr Handy ist abgestellt, auf Mails antwortet sie nicht.

Kimmo tappt bei seiner Suche nach ihr im Dunkeln – die Polizei kommt im Falle des Krankenhausmörders nicht weiter. Ausgerechnet Larissa bringt Kimmo dann aber auf eine Idee: Im verzweifelten Versuch, mit ihr in Kontakt zu kommen, hatte Kimmo immer wieder Mails an sie gesendet, berichtet, was er macht, wie es ihm geht. In einem der Schreiben erzählte er auch von dem rätselhaften Mord im Krankenhaus und zum ersten Mal erhielt er eine Antwort: „Eure Tote, das hat mit männlicher Gewalt zu tun“. Das verleitet Kimmo dazu, dem längst ad acta gelegten Anruf einer offensichtlich psychisch kranken Frau näher nachzuspüren, die sich auf die Zeitungsmeldung vom Krankenausmord hin bei der Polizei gemeldet hatte. Kimmo fährt in die finnische Provinz, um die seltsame Anruferin dort zu treffen – und begegnet zwei anderen Polizisten, die an anderen Mordfällen im gleichen Ort ermitteln.

Bald finden die Polizisten heraus: die Fälle haben miteinander zu tun und stehen mit einem lange zurückliegenden und bis heute verschwiegenen Verbrechen in Zusammenhang. Und offensichtlich sollen die Toten nicht die einzigen Opfer bleiben: alle, die damals an der Tat beteiligt waren, werden von dem Mörder verfolgt.

Ein Rennen gegen die Zeit beginnt: Wer findet die damaligen Täter, die jetzt zu Opfern werden schneller: der Mörder oder die Polizei?

Einmal mehr ist Jan Costin Wagner ein spannender Thriller mit hohen sprachlichen Qualitäten gelungen, aber auch noch viel mehr. Das Licht in einem dunklen Haus ist eine berührende, unprätentiös in die Tiefe zielende Geschichte über die Liebe, die Rache, die Sehnsucht nach Erlösung – und über die Kraft, mit der das Leben dem Tod entgegentreten kann.

 

Jan Costin Wagner

Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat.

Mehrere seiner Romane ranken sich um die Figur des finnischen Kriminalkommissars Kimmo Joentaa (Eismond, Das Schweigen, Im Winter der Löwen, Das Licht in einem dunklen Haus) Sie wurden vielfach ausgezeichnet (Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize u.a.) und sind in alle wichtigen Weltsprachen übersetzt, sie erscheinen u.a. in England, Amerika, Frankreich, Italien, Holland und natürlich Finnland, dem Land, aus dem Wagners Ehefrau stammt und wo er einen Teil seiner Zeit verbringt.

Bei mancher seiner Lesungen improvisiert Jan Costin Wagner auch auf dem Klavier. Seine erste CD Behind the lines ist ebenfalls unlängst erschienen.

 

Näheres unter www.jan-costin-wagner.de

 

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Sonntag
04.Aug. 201321:00 Uhr